BürgerEnergie-Genossenschaft wirbt für faire Tarife:
Die Wasserkraft ist die älteste und zuverlässigste der erneuerbaren Energien, führt aber – zu Unrecht! – ein Schattendasein. Im Neckar-Odenwald-Kreis gibt es an die 50 laufende und stillliegende Kleinwasserkraftwerke. Die Vergütung nach EEG liegt seit 15 Jahren unverändert bei nur 7,67 ct pro Kilowattstunde – zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben für die kleinen Wassermüller. Die BürgerEnergie Neckar-Odenwald eG möchte sie unterstützen und ruft mit dem „Mosbacher Appell für die Kleine Wasserkraft“ zur Abhilfe auf.
In einem ersten Schritt haben die Genossenschaftsmitglieder Christine Denz, Florian Dold, Kurt-Rainer Maier und Valentin Schnitzer alle hiesigen Bundestagskandidaten zu einem Informations- und Meinungsaustausch eingeladen, dem Dr. Dorothee Schlegel (SPD), Alois Gerig (CDU), Herbert Alexander Gebhardt (ÖDP) und Hans-Detlef Ott (GRÜNE) folgten.
Die AG Kleine Wasserkraft der BEG hat sich bei mehreren Mühlentouren direkt vor Ort bei den Wassermüllern kundig gemacht, berät sie auch teilweise. Auf Wunsch und bei geprüfter Wirtschaftlichkeit beteiligt sie sich finanziell an Projekten. Neue Erkenntnisse erwarb sie über den zu niedrigen Tarif, der kleine Wasserkraftwerke insbesondere unter 50 kW unrentabel macht.
Der Mosbacher Appell nimmt sich die stärker gestaffelte Tarifgestaltung aus der Schweiz und Großbritannien zum Vorbild. Deren Wassermüller erhalten deutlich mehr als die deutschen, die im besten Fall 12,67 ct/kWh erhalten. Aber sie werden nur dann gezahlt, wenn lt. EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) für einen „guten ökologischen Zustand“ gesorgt ist. Das meint eine kostspielige Fischtreppe und einen zusätzlichen Mindestwasserabfluss, der wiederum aber die Leistungsfähigkeit der Anlage mindert. Hier müssen nach Meinung aller Anwesenden Ökologie und Ökonomie in eine faire Balance gebracht werden, die die wirtschaftliche Existenz der vielen Kleinwassermüller durch einen höheren Vergütungssatz sichert.
Einmütig erklärten sich Frau Dr. Schlegel, Herr Gerig, Herr Gebhardt, Herr Ott und ebenso der FDP-Kreisverband in seiner übersandten Stellungnahme mit dem Mosbacher Appell einverstanden. Bei der nach der Wahl anstehenden Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes EEG müsse die Kategorie unter 100 kW gesondert betrachtet werden. Künftig sei eine Staffelung der Einspeisevergütung wie bei der Photovoltaik sinnvoll. Denn kleine Anlagen verursachen durch Investition und Betrieb mit viel Handarbeit höhere spezifische Kosten als automatisierte Großanlagen.
Die emissionsfreie Wasserkraft ist eine wichtige Stromquelle für die Grundlast, weil das Wasser rund um die Uhr fließt. Die BEG trägt mit den Einlagen ihrer Mitglieder zum Ausbau der erneuerbaren Energien vor Ort bei und leistet damit einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft. Gut für die Allgemeinheit ist zudem die Bewahrung und Pflege dieses wertvollen Kulturgutes. Viele Mühlen stehen unter Denkmalschutz, bereichern den Tourismus und geben ein gutes Bauchgefühl von Ursprünglichkeit, vom rauschenden lebensspendenden Bach.
Abschließend kündigten die Vorstände Christine Denz und Florian Dold eine erneute Einladung nach der Bundestagswahl unter Beteiligung von hiesigen Wassermüllern an und versprachen: „Die BEG bleibt am (Wasser)ball!“